Aktuell gibt es zu dieser Veranstaltung keine Termine.
Das Leben ist ein Geschenk! … Das keiner gewollt hat. Oder hat man Sie vorher gefragt?
Viele Menschen leben ihr Leben, als hätten sie es ungeöffnet ins Regal gestellt. Dagegen kennt Philipp Scharri ein Mittel: Kreativen Ungehorsam! Der preisgekrönte Kabarettist und Slampoet schaut den geschenkten Gäulen des Lebens ins Maul. Reimend kämpft er gegen die Ungereimtheiten des Alltags – getreu dem Motto ‚Ich bin Künstler, ich darf das‘: Er spekuliert mit Karma-Punkten und versucht sich als Herrscher der Finsternis, er löst das Rätsel der Service-Hotlines und reinkarniert als Hippie.
Philipp Scharri ist ein manisch-kreativer Bühnenderwisch. Der Deutschsprachige Poetry Slam Champion 2009 entführt sein Publikum auf eine tempo- und geistreiche Achterbahnfahrt durch feinste Reimkultur, respektlose. Intelligent-witzige Unterhaltung mit ReimVorteil, frech und philosophisch, die in keine Schublade passt – ohne Tubas. Äh, Tabus. Kreativer Ungehorsam eben.
Hier nochmal die Absagebegründung vom 14. Novmber 2015 - der Tag nach dem Anschlag in Paris.
Wir haben gemeinsam entschieden heute nicht zu spielen. Das heißt die Veranstaltung ist abgesagt, bzw. wird auf den 15. Januar verlegt. Karten behalten ihre Gültigkeit.
"Liebe Menschen, die Ihr heute Abend ins Kulturfenster Heidelberg kommen wolltet, ich muss Euch mitteilen, dass die Veranstalter und ich einvernehmlich beschlossen haben, die Show zu verschieben. Schlicht und ergreifend aus Pietät. Ich habe lange überlegt, ob und was ich hier schreibe, weil die sozialen Netzwerke jetzt schon wieder überschäumen vor Kommentaren, Stellungnahmen, Beileidsbekundungen, Solidaritätsaufrufen und – so unvorstellbar und erbärmlich das im Angesicht der Ereignisse auch ist – Hetze. Ich bin keinesfalls der Meinung, dass man sich einschüchtern lassen darf vom Terror, doch wird mir persönlich zu schnell das Prinzip „Jetzt erst recht“ beschworen. Ich finde, heute dürfen die Uhren einen Tag lang stillstehen, muss es erlaubt sein, innezuhalten, um herauszufinden, was jetzt angemessen ist. Für mich heißt die einzig angemessene Reaktion heute darum: Schweigen. Auch auf der Bühne.
Ich hoffe auf Euer Verständnis und darauf, Euch dennoch bald zu sehen – hoffentlich unter besseren Vorzeichen.
Wir werden den Termin nachholen. Am Freitag den 15. Januar. Karten behalten ihre Gültigkeit.
Euer Scharri"
Philipp Scharri
1976 war für mich ein einschneidender Wendepunkt: ich wurde geboren. Zum Glück begann das Leben mit einem Licht am Ende des Tunnels. Wie ermutigend!
Doch gleich nach der Geburt diagnostizierte man mir eine schwere Erkrankung: ich war manisch-kreativ. Während meiner Kindheit in Bonn durchlebte ich erste Schübe (womöglich schon vorher im Mutterleib; Werke aus dieser Schaffensphase gelten jedoch als verschollen): Mit fünf Jahren trat ich einer Improvisationstheatergruppe bei, ein Jahr später begann ich meinen ersten Roman. Nachdem ich mich außerdem als Comiczeichner, Bastler und Erfinder versucht hatte, beschloss ich, erst mal zur Schule zu gehen.
Es half nichts. Ich wurde rückfällig, nahm Hörspiele auf, gründete eine Band, schrieb Songs und drehte mit Freunden Sketche. Mitte der Neunziger Jahre riet man mir zu einer umfassenden Therapie, die mich ein für allemal von meiner Kreativität heilen sollte: einem Studium der Germanistik und Philosophie! Man rechnete mir große Heilungschancen aus ...
Anfangs erschien mir dieses Vorgehen zu radikal, darum nahm ich die Therapie nicht sonderlich ernst: Ich rappte nebenbei, schrieb Drehbücher, drehte Filme und machte Radio. Doch irgendwann wurde mir klar, dass es so nicht weitergehen konnte.
Also ging ich nach Stuttgart, um mich an der Medien-Hochschule einer Spezial-Behandlung für Manisch-Kreative zu unterziehen. Doch es kam anders ...
Durch einen Zufall sah ich im Oktober 2006 meinen ersten Poetry Slam. Das Unerwartete geschah: Da waren Menschen, denen es genauso ging wie mir! Menschen, die ähnlich fühlten und ähnliche Probleme hatten! Sie zeigten mir, dass ich nicht krank war, sondern bloß anders. Sie gaben mir eine Bühne, auf der ich mich ausleben konnte. Hier konnte ich alles sein, was ich wollte: Autor, Darsteller und Regisseur in einem.
Ich habe lange vergeblich versucht, eine ganz normale, bürgerliche Existenz aufzubauen. Doch inzwischen habe ich gelernt, zu meinem Anderssein zu stehen. Seit ein paar Jahren kann ich sogar von meiner manischen Kreativität leben. Darum gibt es eins, das ich all den Manisch-Kreativen da draußen sagen möchte: Gebt nicht auf - Ihr seid auf dem richtigen Weg!