„Bis in die Puppen“

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Kind weg, Mann weg, Hund tot – und jetzt? Geht’s ab – bis in die Puppen! Andrea Bongers ist die Powerfrau aus dem Hamsterrad. Die Kabarettistin, Sängerin und Puppenspielerin aus Hamburg bringt jede Menge Erfahrung mit und kippt sie auf die Bühne: als erste Frau, zweite Frau, als Mutter, Musikerin, als Pädagogin und Puppenspielerin (Sesamstraße). Uns erwartet eine figurenstarke Show, prall gefüllt mit Musik, die berührt und mitreißt. Doch Vorsicht. Das ist nichts für Kinder!

Das Thema könnte leicht in harmlose Comedygewässer abdriften, aber Andrea Bongers verpasst ihrer Bühnenfigur die entscheidende Prise Psycho. Das Programm “Bis in die Puppen!” ist ein bewundernswertes Glanzlicht in einem diffizilen Genre. Bongers gelingt das Kunststück, satirische Songs (mit Mitbewohner Christopher Noodt am Flügel), hinreißend-hintergründige Puppencomedy und intelligentes Frauenkabarett äußerst durchdacht miteinander zu verbinden.

Artikel vom 23.06.2014

"Bis in die Puppen!" Andrea Bongers ist die Powerfrau aus dem Hamsterrad

Von Hagen Haas

BONN.  Haus der Springmaus: Andrea Bongers ist am Freitag in die unterschiedlichsten Frauenrollen geschlüpft. Ein meisterhafter Abend.

"Ich hab' den besten Job der Welt getan." Die Frau auf der Springmaus-Bühne stemmt die Hände in die Hüften. Einen Sohn habe sie groß gezogen. "Und jetzt ist er weg, und ich bleibe zurück mit leeren Brüsten." Oha. Die Lady ist gehörig verletzt. 20 sei der Sohn inzwischen und zum Studieren nach Jena gegangen. Die einsame Mutter will ihr restliches Leben noch genießen, und zwar nicht nur "mit einem barrierefreien Badezimmer".

Sie ist offenkundig das Paradebeispiel einer Mutter, die nicht loslassen kann. Sie hebt trotzig das Kinn. "Leute, ich habe das Recht darauf, die Früchte meiner Arbeit zu genießen." Und dann setzt sie sogar noch eins drauf: "Ich bin nicht bereit für eine Trennung."

Im Gegenteil. Sie wolle sich eine Wohnung in Jena suchen, um dem studierenden Sohn ganz nahe zu sein. Das Thema könnte sehr leicht in harmlose, betuliche und seichte Comedygewässer abdriften, aber Andrea Bongers verpasst ihrer gluckenhaften Bühnenfigur die entscheidende Prise Psycho.

Ihr Meta-Programm "Bis in die Puppen!" ist ein bewundernswertes Glanzlicht in einem diffizilen Genre. Bongers gelingt das Kunststück, satirische Songs (mit Christopher Noodt am Flügel), hinreißend-hintergründige Puppencomedy und intelligentes Frauenkabarett äußerst durchdacht miteinander zu verbinden. Das wird ihr auf diesem hohen Niveau so schnell niemand nachmachen. Niemand.

Es ist eine helle Freude zu verfolgen, wie souverän Andrea Bongers die unterschiedlichen Disziplinen und Elemente gedankenvoll zusammenfügt. Wie sie von der kartoffelköpfigen Großvater-Klappmaulpuppe mit gerütteltem Subtext zu einer hochgradig frustrierten, überforderten Grundschullehrerin mit Alkoholproblemen springt.

Auch von der ausgezehrten, tablettensüchtigen "Powerfrau" aus dem Hamsterrad bis zur nächsten (Schlangen-) Puppe, der Sexualtherapeutin Dr. Sissy Snake, ist es nur ein klitzekleiner und konsequenter Schritt. Abgründiger, nachdenklicher und cleverer Humor. Meisterhaft.